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Aus der Gemeinderatssitzung vom 19.09.2022: Straßenlampen und Weihnachtsbäume sollen auch diesen Winter leuchten

Gemeinderat beriet Energiesparmaßnahmen – Schulschwimmbad bleibt in Betrieb – Sonnenberghalle könnte zur „Wärmehalle“ werden

 

Von Ralf März

Angelbachtal. (ram) Wie knapp das Gas im kommenden Winter wirklich werden wird, und ob tatsächlich größere Stromausfälle im Kraichgau drohen, kann im Moment niemand seriös beantworten. Klar ist, dass der Gaspreis in den vergangenen Monaten kräftig geklettert ist. Auch beim Strom erwartet Rechnungsamtsleiter Peter Horsinka eine Verdoppelung, wenn der aktuelle Stromliefervertrag zum Jahresende ausläuft. Vor diesen Hintergründen beriet jetzt der Gemeinderat ausführlich über mögliche Energieeinsparungen.

Für öffentliche Gebäude wie das Rathaus habe der Bund mit der ab September gültigen Energiesparverordnung bereits klare Vorgaben gemacht: Flure dürfen nicht mehr beheizt werden, auf maximal 19 Grad sollen die Büroräume geheizt werden, erklärte der Kämmerer. Gelten soll die abgesenkte Temperatur auch fürs Vereinsheim, spitze sich die Gasknappheit zu, könnte das Gebäude lediglich frostfrei gehalten werden. Um mindestens zwei Grad abgesenkt werden soll die Temperatur im Gemeindebauhof und im Feuerwehrhaus.

Für das Schulgebäude gäbe es keine konkreten Temperaturvorgaben vom Bund, dennoch solle auch dort ein Beitrag zur Energiereduzierung geleistet werden. Einig waren sich die Bürgervertreter auch darin, dass weiterhin Schwimmunterricht angeboten werden soll. „Das Schwimmbad muss weiterbetrieben werden“, machte Jürgen Lutz (Freie Wähler) deutlich. Dazu muss man wissen, dass sowohl das Schulgebäude wie auch das Schwimmbad, die Mensa und die Sonnenberghalle seit dem Jahr 2011 mittels Holz-Hackschnitzeln beheizt werden. Diese werden vom Gemeindebauhof beispielsweise bei Rückschnittmaßnahmen selbst hergestellt. Erst wenn die Hackschnitzelheizung ausfalle und ersatzweise auf Gas zurückgegriffen werden müsse, könne das Schwimmbad nicht weiterbetrieben werden.

Für den Sportbetrieb in der Sonnenberghalle soll die Temperatur auf 17 Gard eingestellt werden, außerdem prüfe man gerade, ob es sinnvoll sei, die Warmwasserbereitung für die Duschen abzuschalten, so Peter Horsinka. Sollte es zu einer Zuspitzung der Gasknappheit in der Region kommen, könne die Sonnenberghalle gar zu einer „Wärmehalle“ werden, in der sich die Bevölkerung aufwärmen kann.

Nicht ganz ohne Diskussionen blieb der Vorschlag, die Aussegnungshallen auf den Friedhöfen auch bei Beerdigungen lediglich frostfrei zu halten. Angeregt wurden beispielsweise von Christoph Haag (GAL) einige Heizpilze, die während der Trauerfeier für etwas Wärme sorgen könnten. Beheizbare Stuhl- oder Bankauflagen schlug Heimo Linse (GAL) vor.

Rund 190.000 Kilowattstunden Strom benötigen die Straßenlampen pro Jahr, und das, obwohl ein Großteil inzwischen auf sparsame LED-Technik umgebaut ist. Doch wolle man in den Wohngebieten künftig auf die Straßenbeleuchtung verzichten? „Ganz problemfrei stellt es sich für mich nicht dar“, erklärte Bürgermeister Frank Werner und auch die Gemeinderäte äußerten selbst zum Abschalten jeder zweiten Lampe Bedenken. „Es gibt schon dunkle Ecken“, bemerkte Markus Haaß (BV/CDU) der eher dafür votierte die Lampen zu dimmen, wo es technisch möglich sei. Denkbar wäre auch die Lampen schon am Abend nur mit der reduzierten Leuchtkraft zu betreiben, wie sie heute etwa ab Mitternacht leuchten. Deutlich wurde aber auch, dass für derartige Veränderungen an der Beleuchtung Umbaukosten anfallen. Diese wollte Gemeinderat Karl Kern (Freie Wähler) zunächst auf dem Tisch haben und dazu auch die mögliche Stromeinsparung. Die Lampen nur bei Bedarf per Bewegungsmelder zuzuschalten, wie Frank Reinbold (SPD) aus einer Gemeinde in Italien berichten konnte, werde mit dem bestehenden Lampensystem kaum möglich sein.

Auch zu der Weihnachtsbeleuchtung, die rund 7500 Kilowattstunden Strom pro Jahr benötigt (etwa 1750 Euro), gab es viele Meinungen: „Die Weihnachtsbeleuchtung gehört zu unserer Kultur dazu“, bekannte sich Sascha Bertich (Junge Liste) klar für die Beleuchtung der Weihnachtsbäume. Auf die Sterne an den Straßenlaternen könne man aber verzichten. Diese Sterne wollte man vor einem Jahr gar noch erweitern, erinnerte Jürgen Lutz, der zumindest für die Weihnachtsbäume kämpfen möchte. Die „Weihnachtsbeleuchtungen abschalten“ schlug Heimo Linse (GAL) vor, damit der Strom für die Haushalte zur Verfügung stehe. Deutlich wurde bei der Diskussion aber auch, dass die größeren Kosten aktuell nicht beim Strom, sondern bei der Installation der Weihnachtsbeleuchtung liegen. Alleine rund 1200 Euro koste die Hebebühne an Miete, um die Bäume zu schmücken.

Nicht nur über Einsparmaßnahmen solle aber diskutiert werden, mahnte Roland Lang (Junge Liste), vielmehr solle darüber nachgedacht werden, wie Energie in der Gemeinde erzeugt werden könne, erklärte er. So wurde am Rande auch über Windräder und vor allem über Solarparks diskutiert. Bis November soll eine Potentialanalyse für die Gemeinde vorliegen.

 

 

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