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Mittelalter gastierte in Angelbachtal

Das Mittelalter wurde im Schlosspark wieder lebendig
Es wurde gekämpft und gewerkelt wie vor 1000 Jahren – Reitershow, Markt und Tavernen lockten unzählige Besucher

Von Ralf März

Angelbachtal. (ram) Schon am Freitag kündigte der typische Rauch der kleinen Feuerchen rund um dem Eichtersheimer Schlosspark das Spektakel an: Für ein Wochenende gastierte wieder das Mittelalter im Park, und zwar mit allem, was dazugehört. Tausende Besucher zog es dazu nach Angelbachtal.
Der historische Schlosspark glänzte in sattem Grün, als Lagergruppen, Händler, Gaukler und Musiker sich zu einem kleinen Umzug zur Eröffnung versammelten. Die Regenfälle der letzten Tage haben die letzten Spuren der Schotten, die vor wenigen Wochen ihre Kräfte im Park bei den Highland Games maßen, endgültig verschwinden lassen. Ebenfalls sorgten sie dafür, dass mit offenem Feuer nicht ganz so sorgfältig umgegangen werden musste, wie in manch anderem Jahr, als darauf fast gänzlich verzichtet werden musste.
Einige anstrengende Tage der Vorbereitung lagen zu diesem Zeitpunkt hinter Ayla Wolf, die gemeinsam mit ihrer Mutter und Schwester und vielen weiteren Helfern das Spektakulum veranstaltet. „Alles ist vorbereitet, alle freuen sich sehr“, fasste sie am Samstagmorgen kurz zusammen. Dann ertönte Musik aus mittelalterlichen Instrumenten und auch Bürgermeister Frank Werner begrüßte die Gäste, die zu diesem Zeitpunkt bei äußerst schwülen 25 Grad nur zögerlich in den Schlosspark kamen. Doch dies änderte sich am Nachmittag und auch ein kurzer Regenschauer tat dabei keinen Abbruch. 
Von einem „tollen Abschluss des Kulturjahrs“ im Eichtersheimer Schlosspark sprach Bürgermeister Frank Werner und blickte dabei auch kurz auf die zurückliegenden Großveranstaltungen wie Pfingstmarkt, Serenade und Highland-Games zurück. Der Familie Wolf dankte er für die inzwischen 30-jährige hervorragende Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Die Uhr wurde im Schlosspark non wieder einmal um 1000 Jahre zurückgestellt, so der Bürgermeister, „in eine Zeit, die auch nicht immer gut war, wo es leider auch Kriege gab.“ Den Gästen wünschte er viel Spaß bei der Veranstaltung und trieb dann mit zwei gekonnten Schlägen den Hahn in das erste Fass Bier, welches kostenlos ausgeschenkt wurde. „Schotten dicht“ verriet Ayla Wolf den Namen der ausgewählten und süffig kühlen Biersorte. 
Für den ein oder anderen Besucher war der dieser Name möglicherweise Programm für den Tag, denn mit Honigmet, Likören und Kirchbier war die Auswahl reichlich. Wenngleich es auf den weitläufigen Wiesen um das Wasserschloss sehr friedlich und für mittelalterliche Verhältnisse gesittet zuging.
Deutlich größer als im vergangenen Jahr präsentierte sich die Veranstaltung, die damals nach zwei Jahren Corona-Pause erst wieder belebt werden musste. Einige Händler hätten die Zeit ohne Veranstaltung nicht überstanden, erklärte Wolf, gleichzeitig konnte sich das Angebot am Wochenende sehen lassen: mittelalterliche Gewänder, Felle, Räucherwaren, Tongefäße, Lederwaren, Holzartikel, Seifen und allerhand Süßigkeiten wurde an den historischen Buden feilgeboten. Dazwischen immer wieder Handwerkerstände, an denen geschmiedet, Kettenhemden hergestellt oder auch gebacken wurde. Unzählige Lagergruppen sorgten mit ihren liebevoll gestalteten Zelten, Koch- und Aufenthaltsplätzen für die richtige Kulisse des Mittelalterfestes.
Nicht fehlen durfte auch das Badehaus und die Wasserguillotine, bei der mehrmals täglich potenzielle Hexen unter großem Jubel des Publikums im Wasserbottich versanken. 
Natürlich wurde auch immer wieder gekämpft, mit Schwert und Lanze sowie Hoch zu Ross. Das „Würzburger Greifenpack“ trug am Samstagmittag den „monatlichen Gerichtstag“ inmitten der Menschenmenge aus. Doch da der König wenig entscheidungsfreudig war, musste mancher Streit mit dem Schwert ausgetragen werden. Die „Ritter der schwarzen Lanze“ riefen unterdessen das Jahr 1273 aus, bei der sich die Grafen in verschiedenen Disziplinen auf dem Turnierplatz beweisen mussten. Mancher Apfel wurde dabei im Galopp zerteilt aber auch einige Lanzen zersplitterten beim Kampf Mann gegen Mann. Das freute dann besonders die Kinder, die sich später ein Lanzenstück als Erinnerung mitnehmen durften.

 

Auch im Fackelschein wurde von den Rittern gekämpft

Angelbachtal. (ram) Als besonderer Höhepunkt des Mittelaltermarktes gehört auch eine Feuershow mit Pferden zum Programm. Doch Pferde seien Fluchttiere, erklärte der Sprecher zu Beginn des Spektakels bei Fackelschein in der Abenddämmerung. Ihr natürlicher Instinkt lasse die Tiere beim Anblick von Feuer die Flucht ergreifen. Nur „unendliches Vertrauen zu ihren Reitern“ ermögliche diese Show.

Und dieses Vertrauen hatten die „Ritter der schwarzen Lanze“ bei zahlreichen Trainings zu ihren Pferden aufgebaut, wie bei der knapp einstündigen Show bei kräftigem Applaus deutlich wurde: Mit Gas gefüllte „Schweinsblasen“ explodierten, Feuerregen breitete sich während des Galopps auf dem Platz aus, eine Lanze musste durch einen brennenden Reif geworfen werden und auch ein Feuerengel, eine Reiterin mit brennenden Flügeln, drehte in der Arena ihre Runden. Gekämpft wurde hoch zu Ross auch mit lichterloh brennenden Lanzen.

Mit dem Nachreiten klang der Mittelalterabend im Schlosspark aus. Zahlreiche kleine Feuer und Laternen der Lagergruppen tauchten den Park in gemütliches licht. Doch für die Besucher war der Heimweg geboten, denn die Tavernen und Stände schlossen mit Ende der Reitershow fast etwas früh für den milden Abend.

 

 

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